Schenken mit Sinn: Eine Ziege für Burundi

Schenken mit Sinn: Eine Ziege für Burundi

336. Marketing Clubabend I 29.11.2021

Für viele Menschen ist Weihnachten die Zeit, um ihre Lieben mit einem Geschenk zu überraschen. Doch oft stellt sich die Frage, womit kann man jemandem, der wunschlos glücklich ist, alles hat oder es sich einfach selbst kaufen könnte, eine Freude bereiten.

Mag. Christian Taucher, Leiter Servicestelle Kommunikation & Fundraising bei Caritas Steiermark, stellte die Initiative „Schenken mit Sinn“ der Caritas vor, die Möglichkeit, einen sozialen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten und bedürftigen Menschen weltweit zu helfen. 

Spendenaufkommen in Österreich

Um die Arbeit der Caritas und anderer gemeinnütziger Organisationen möglich zu machen, bedarf es neben staatlichen Förderungen vor allem Spenden. Laut Spendenbericht des Fundraising Verband Österreichs erreichte die Bereitschaft zu spenden im Jahr 2020 mit 810 Mio. € ein neues Allzeithoch – und die Entwicklung setzt sich trotz Pandemie fort: Für 2021 wird ein Spendenaufkommen der Österreicher von 850 Mio. € prognostiziert. Die Zahl der Österreicher ab 16 Jahre, die nach eigenen Angaben gegeben haben, belief sich im vergangenen Jahr auf 71%. Das sind über 6,3 Mio. Menschen, die für den guten Zweck gespendet haben. Durchschnittlich geben Spender 114 € – um 10 € weniger als im Jahr davor. Ein Blick auf den Bundesländervergleich zeigt, dass die Pandemie das West-Ost-Gefälle bei der Spendenhöhe noch verstärkt haben dürfte. Während in Salzburg, Tirol und Vorarlberg im Schnitt 162 € gegeben werden, sind es in Wien aktuell nur 90 €. Die Steiermark liegt bei durchschnittlich 107 €. Das Spendenaufkommen pro Einwohner liegt in Österreich im internationalen Vergleich mit rd. 82 € niedrig. In Deutschland liegt der Wert bei 120 €, in der Schweiz bei rd. 200 Euro und in Großbritannien bei fast 282 €. Die USA sind in dieser Statistik die Spitzenreiter mit 1223 € pro Einwohner. Das liegt allerdings daran, dass in den USA sehr viele Kirchen überwiegend durch Spenden ihrer Mitglieder leben.

Die Frage, welche gemeinnützigen Zwecke den Menschen besonders am Herzen liegen, ist einem permanenten Wandel unterworfen. Während die Kinderhilfe als Langzeitspitzenreiter im Vorjahr erstmals vom Tierschutz überholt wurde, teilen sich die beiden Spendenthemen in diesem Jahr den ersten Platz mit je 30% Zustimmung. Katastrophenhilfe im Inland und Obdachlose folgen im Ranking mit je 20%. Die Bekämpfung des Hungers in der Welt und Menschen mit Behinderung bleiben als Spendenziele mit 12% und 10% Zuspruch relativ stabil, während sozial Benachteiligte, Natur-, Klima- und Umweltschutz und insbesondere Kirchen und religiöse Vereinigungen rückläufig sind.

Die NPOs mit dem größten Spendenaufkommen in Österreich sind das Österreichische Rote Kreuz, die Caritas Österreich und das SOS Kinderdorf. Die Bereitschaft der Österreicher für gemeinnützige Zwecke zu geben, nimmt seit Jahren konsequent zu. Ein Grund dafür ist, dass seit 20 Jahren das österreichische Spendengütesiegel höchste Spendensicherheit und Transparenz durch umfassende Kontrolle garantiert. Es stellt sicher, dass Spendengelder zweckbestimmt und wirtschaftlich eingesetzt werden und ist damit längst ein Qualitätsmerkmal, das wirkt. Aus einer Umfrage von Public Opinion geht hervor, dass das Gütesiegel für über 50% der Spendenden bei ihrer Entscheidung ausschlaggebend ist.

Schenken mit Sinn

Im Jahr 2006 war die Caritas eine der ersten Organisationen, die ein Fundraising-Projekt mit produkthaften Spenden in Österreich eingeführt hat. Es wurden Produkte wie Ziegen, Esel, Babypakete oder auch Schlafsäcke angeboten. Daraus ist 2013 „Schenken mit Sinn“, wie es heute heißt, entstanden. „Schenken mit Sinn“ bedeutet, jemanden aus dem eigenen Umfeld eine Freude zu bereiten und gleichzeitig Lebenshilfe für notleidende Menschen zu schenken. Durch diese kreative Idee des Fundraising, kann ein Esel für hart arbeitende Frauen in Äthiopien erworben, obdachlosen Menschen in Österreich ein Schlafsack geschenkt oder Brennholz für armutsbetroffene Senioren in Weißrussland gespendet werden.

Doppelter Sinn

Hinter „Schenken mit Sinn“ steht das Beschäftigungsprojekt „Integration durch Arbeit“ – kurz IdA. Die gesamte Logistik hinter dem Projekt wird in Knittelfeld abwickelt. Die Kommissionierung und Verpackung erfolgt unter Mitarbeit langzeitbeschäftigungsloser Frauen und Männer, die im Rahmen eines Stufenmodells durch Beschäftigung und sozialpädagogische Betreuung wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die IdA übernimmt die Abwicklung aller Bestellungen im Webshop. Ausstellung der Rechnungen, Versand von Billets und T-Shirts sowie die Lagerhaltung.

Zahlen im Hintergrund

Die Umsatzentwicklung zeigt, dass es im Jahr 2020 mit einem Umsatz von 2,7 Mio Euro einen Anstieg um 38% im Vergleich zum Vorjahr gegeben hat. Diesen Anstieg erklärt Christian Taucher durch die coronabedingte vermehrte Nutzung des Online-Spendens. Er ist auch davon überzeugt, dass diese Form des Spendens „gekommen ist, um zu bleiben“. Diese steigende Entwicklung schlägt sich auch in der Anzahl der Bestellungen nieder. Waren es seit 2016 immer rund um 20.000 Bestellungen pro Jahr, wurden im Jahr 2020 27.400 Produkte im Online-Shop bestellt. Die beliebtesten Spendenprojekte sind Landwirtschaftsprojekte wie die Ziege, der Esel oder die Hühnerschar. Im Rahmen der Inlandshilfe werden auch ein „voller Einkaufswagen“ oder Schlafsäcke gerne verschenkt. Die Hochsaison mit bis zu tausend Bestellungen pro Tag ist die Weihnachtszeit. Aber auch zu anderen Anlässen wie Ostern, Mutter- oder Vatertag werden die Produkte der Caritas mittlerweile gerne verschenkt.

Spenderansprache

Um mögliche Spender zu erreichen, werden unterschiedliche Kommunikationsmaßnahmen eingesetzt. Im Printbereich setzt die Caritas auf einen Katalog. Dieser dient als Hauptwerbemedium und soll die Spender für Bestellungen/Spenden auf die Website führen. Es werden 1,7 Mio Kataloge entweder einer Sonntagsausgabe der Kleinen Zeitung beigelegt oder direkt an Haushalte versandt. Die Besteller erhalten zudem regelmäßig Newsletter.  Über Social Media werden mittlerweile auch beachtliche Reichweiten erzielt. Im digitalen Bereich werden auch GoogleAds und Banner eingesetzt. Prominente Testimonials wie Franz Klammer, Gery Seidl, Josef Hader und Michael Niavarani unterstützen ebenfalls „Schenken mit Sinn“.  Auch die Medienarbeit trägt zur weiteren Steigerung der  Markenbekannheit bei. Hervorzuheben ist hier die Berichterstattung über den Besuch von Bundespräsident Alexander van der Bellen beim Papst, dem als Geschenk eine symbolische „Ziegenherde“ überreicht wurde.

Was eine Spende bewirkt

Die Auslandshelfer der Caritas machen sich vor Ort einen Eindruck über die Situation und erarbeiten gemeinsam mit den lokalen Partnern Strategien, welche Unterstützung sinnvoll ist. Ziel ist es, den im Land ansässigen Menschen langfristig zu helfen. Diese Hilfestellung wird regional unterschiedlich gelebt. Während in einer Region am dringendsten Lastentiere wie Esel gebraucht werden, bietet in einer anderen ein Gemüsefeld oder eine Sparkasse für Frauen den besten Weg aus der Armut. Genauso unterschiedlich wie die Probleme vor Ort sind, sind auch die Ansätze, mit denen konkret geholfen werden kann. Spenden auf diesem Weg bedeuten für die Menschen vor Ort eine Zukunftschance und helfen Armut in Entwicklungsländern zu verringern und Menschen in schwierigen Lebenssituationen eine Zukunftsperspektive zu ermöglichen.

Weiterführende Links

2021-12-06T17:02:59+00:00